Biologischen Bekämpfung von Engerlingen im Rasen durch den Einsatz von Nematoden
54. Report-Ausgabe

Biologischen Bekämpfung von Engerlingen im Rasen durch den Einsatz von Nematoden

Als Engerlinge werden die Larven der Blatthornkäfer bezeichnet. Zu den bekanntesten bei uns vorkommenden Schädlingen dieser Familie gehören der Maikäfer (Melolontha melolontha), der Junikäfer (Amphimallon solstitiale), der Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola) und der Purzelkäfer (Hoplia philanthus). Die Engerlinge leben unmittelbar unter der Rasenarbe und fressen an den Gräserwurzeln, sodass die geschädigten Pflanzen bei Trockenperioden rasch absterben können.

Da diese Engerlinge für Vögel (Krähen oder Möwen) sowie für Säugetiere (Dachs und Wildschweine) eine leichte Beute darstellen, kommt es bei der Nahrungssuche zu erheblichen Folgeschäden im Rasen. Bis etwa Mitte Oktober bleiben die fressenden Larven unter der Grasnarbe, dann wandern sie zur Überwinterung in tiefere Bodenschichten.

Engerlinge können großen Schaden auf Sportrasenflächen verursachen. Die Schadfolge ist schnell ersichtlich: eine kahle, verkümmerte oder gar ganz großflächig abgestorbene Rasenfläche. Bei einem akuten Befall werden die Wurzeln der Gräser durch die Engerlinge komplett abgefressen, sodass der Rasen sich beinahe vollständig mit der Hand abziehen lässt. Zusätzlicher Schaden entsteht dann, wenn Wildschweine oder der Dachs den Rasen bei der Suche nach Nahrung aufbrechen, (Abbildung 1).

Beim Befall mit dem Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola) verursachen die Larven des 3. Stadiums den eigentlichen Schaden, indem sie die größeren Wurzeln der Gräser durchtrennen und so die Wasserversorgung unterbrechen.

Starker Rasenschaden durch Befall mit Engerlingen und Folgeschaden durch Vögel und Dachs.
Abb.1: Starker Rasenschaden durch Befall mit Engerlingen und Folgeschaden durch Vögel und Dachs. Die Aufnahme entstand auf der Sportanlage SG Union Klosterfelde (Brandenburg), Anfang August. Der Verein hatte den Befall mit Käferlarven auf der Sportfläche ca. Mitte Juli festgestellt. Da sich der Befall immer weiter ausgebreitet hatte, wurde die Fachfirma SCMITT INTERGREEN Sportstättenbau um eine fachliche Beurteilung und Abgabe eines Angebotes zur Schadensbehebung bzw. Schadensregulierung, aufgefordert. Aufgrund des knappen Budgets der Gemeinde / des Vereins, kam es nicht zur Auftragsvergabe, sodass sich die Käfer weiter vermehren werden.

Biologische Bekämpfungsmöglichkeiten

Seit einiger Zeit hat sich der Einsatz von Nematoden als nützliche Gegenmaßnahme zur Eindämmung des Larvenbefalls bewährt. Nematoden sind winzige, wirbellose, fadenförmige Bodenlebewesen, die für das menschliche Auge kaum zu erkennen sind, erst unter dem Mikroskop lassen sich diese Fadenwürmer bestimmen und zuordnen.

Nematoden können sich aktiv im Boden bewegen und ausbreiten. Ihre geringe Größe ermöglicht es ihnen, gezielt in die Larven einzudringen, sich von ihm zu ernähren und schlussendlich abzutöten. Dabei geben die freilebenden entomopathogenen Nematoden Heterorhabditis bacteriophora ihre symbiontischen Bakterien im Larvenkörper ab. Die Bakterien töten das Schadinsekt innerhalb von 48 Stunden. Im Anschluss verlassen die Nematoden den abgetöteten Schädling und suchen nach einem neuen Wirt. Das ist auch der Grund weshalb Nematoden als Nützlinge bezeichnet werden (BASF, 2020).

Ein weiterer Vorteil ist es, dass der Einsatz der Nematoden als Antagonisten gegen Engerlinge keine negativen Auswirkungen auf Pflanzen, Menschen oder die Umwelt hat, sodass dieses Verfahren als biologische Bekämpfungsmaßnahme gilt. Verschiedene Produktvarianten stehen inzwischen im Markt für die fachgerechte Bekämpfung unterschiedlicher Engerlinge zur Verfügung.

Nemasys H

Guten Erfahrungen sind mit dem Produkt Nemasys H zur biologischen Kontrolle von Larven des Gartenlaubkäfers (Phyllopertha horticola), des Feldmaikäfers (Melolontha melolontha), des Junikäfers (Amphimallon solstitiale) und des Purzelkäfers (Hoplia philantus) im Temperaturbereich von 12-30 °C gemacht worden.

Nematoden können durch Sprühen, Beregnen, und Gießen ausgebracht werden. Nemasys H eignet sich darüber hinaus bestens für eine direkte Bodenapplikation. Unmittelbar nach dem Ausbringen gelangen die Nematoden mithilfe des Wassers zu den Käferlarven des Schädlings (BASF, 2020).

nema-green®

Mit nema-green® können Engerlinge auf Rasenflächen biologisch, wirkungsvoll und nachhaltig bekämpft werden. Alle Produkte enthalten nützliche Fadenwürmer (Nematoden), die in die lebenden Engerlinge eindringen und ihr biologisches Bakterium absondern, wodurch der Schädling nach zwei bis drei Tagen stirbt (E-NEMA, 2020).

Die Nematoden vermehren sich in den toten Wirtstieren, verlassen diese nach etwa zwei Wochen und suchen sich neue, lebende Wirte. Dieser Prozess setzt sich so lange fort, bis sich die Zahl der Schädlinge stark reduziert hat.

Anwendungshinweise

Für den Bekämpfungserfolg kommt es darauf an, dass bei der Wahl des Mittels die geeigneten Nematoden für den jeweiligen Engerling (Wirt) eingesetzt werden. Dabei lassen sich nur die Käferlarven, nicht aber die erwachsenen Insekten bekämpfen. Es ist daher sehr wichtig, vor dem Ausbringen der Nützlinge das zu bekämpfende Insekt genau zu bestimmen. Ist die Identifizierung nicht eindeutig möglich, kann die zuständige Naturschutz- oder Pflanzenschutzbehörde hinzugezogen werden. Auch die Hersteller der Nematoden-Präparate bieten bei der Engerling-Bestimmung Hilfestellung an.

Applikationstermin

Wann der richtige Zeitpunkt zur Nematoden-Anwendung ist, hängt nicht nur vom Entwicklungsstadium des Schädlings selbst ab, sondern wird auch von der Witterung Bestimmt. Die Nützlinge benötigen zur biologischen Schädlingsbekämpfung einen feuchten oder nassen Boden, um sich gut fortbewegen zu können. Daher sollte die Rasenfläche vor und nach dem Ausbringen ausreichend gewässert und stets feucht gehalten werden.
Direktes Sonnenlicht ist während und nach der Behandlung zu vermeiden, da ansonsten die Gefahr des vorzeitigen Absterbens der Nematoden besteht. Empfehlenswert ist eine Anwendung in den späten Abendstunden oder bei trüben Wetterbedienungen. Die ideale Bodentemperatur ist ebenfalls ein wichtiger Faktor. Bei zu niedrigen Temperaturen stellen die Nematoden ihrer Aktivität komplett ein. Die meisten Arten können bei einer Bodentemperatur zwischen 12 °C und 30 °C eingesetzt werden. Auf diese Weise bleiben die Nützlinge über Monate im Boden aktiv (HOGE, 2019).

Engerlinge im oberen Bodenhorizont direkt unter der Rasennarbe.
Abb. 2a+b: Engerlinge im oberen Bodenhorizont direkt unter der Rasennarbe. a) Larven des Gartenlaubkäfers (Phyllopertha horticola). Foto: K. Müller-Beck b) Larve des Maikäfers (Melolontha melolontha) Foto: Bastian Lohse

Ausbringung

Herkömmliche Nematoden-Präparate werden als Pulver geliefert und entsprechend der Herstellerangaben in Wasser gelöst. Das Ausbringen von Nematoden kann auf unterschiedliche Arten erfolgen. Entweder mittels einer herkömmlichen Gießkanne, einem Drücksprühgerät, durch Sprühen oder durch die Beregnung (z.B. Großflächenregner, Bewässerungsanlage etc.). Die Lösung kann mit der Feldspritze (ohne Filter) bei laufendem Rührwerk auf die jeweilige Behandlungsfläche ausgebracht werden.
Je nach Larvenstadium des Schädlings, wird eine jährlich wiederkehrende Folgebehandlung, für eine größtmögliche Wirksamkeit empfohlen.

Lagerung

Die Nematoden können nur kurz bei 4 °C und 6 °C im Kühlschrank gelagert werden, sie dürfen nicht eingefroren werden. Wird ein Präparat angebrochen, muss es möglichst schnell verbraucht werden. Daher sollte steht’s das aufgedruckte Verfallsdatum beachtet und die Fadenwürmer erst kurz vor dem Anwendungszeitraum bestellt werden.

 

Quellenhinweise

Ausbringung von Nematoden zur Bekämpfung von Engerlingen im Rasen.
Abb.3a+b: Ausbringung von Nematoden zur Bekämpfung von Engerlingen im Rasen, a) mit der Feldspritze und Düsen ohne Filter (E-NEMA 2020), b) Injektionsgerät direkt in den Boden mit vorlaufendem Scheibensech (BASF, 2019).

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