Ein Pflegeplan sorgt für die langfristige Qualität und Funktionalität des Sportrasens! Lassen Sie sich von unserem Fach-Team beraten.
62. Report-Ausgabe | 17.03.2025
Pflegeplan statt Notfallplan
Der Rasenplatz als tägliches Zentrum des Sports für Hobby-, Amateur- oder Profi-Fußball
Einleitung
Schon vor dem Betreten des „Heiligen Rasens“ wirkt der Sportrasen auf den Sportler. Der optische Eindruck - sozusagen die Visitenkarte - wird zuerst wahrgenommen. Wie sind die Färbung und Sättigung des Grüns? Wie viele Fehlstellen gibt es in den neuralgischen Bereichen (Torräume, Mittelachse)? Findet man ordentlich gemähte Bahnen auf dem Platz oder ist es das „Chaos-System“?
Sodann folgt der direkte Kontakt mit dem Sportrasen in Form der Nutzung. Wie ist das Rollverhalten des Balls (geradlinig oder hüpft er über den Platz)? Wie scherfest ist der Rasen – tiefgründig verwurzelt oder nur eine „minimale Bindung“ im oberen Horizont, der nach jedem Derby die Spuren des „historischen Gefechts“ deutlich zu Tage fördert? Seenplatte statt harmonischem Grün – wie verhält sich der Platz nach Regenschauern?
Erwartungen der Spieler und des Vereins
Der Nutzer wünscht sich einen Platz, auf dem er seine individuelle Fähigkeit bestmöglich ausspielen kann – schnelle, starke Dribblings über den kurzflorigen Rasen, der kurz vorher angefeuchtet wurde, damit „die Pille besser läuft“. Um dieses Bild zu verwirklichen, bedarf es eines grundlegenden Konzepts, in dem alle Bereiche miteinander verknüpft werden – Nutzungszeiten, Mähgänge, Düngegaben, Beregnungs- und Beleuchtungsintervalle, Regenerations- und Renovationsmaßnahmen.
Individuelle Pflege-Konzepte
Da jeder Verein und auch jeder Platz unterschiedliche Ansprüche und damit verbundene Bedürfnisse aufzeigt (Lage, Boden, Bewässerung, etc.), muss ein maßgeschneidertes Konzept für den Platz erstellt werden. In den meisten Fällen limitieren zwei Faktoren die notwendigen Maßnahmen und damit verbunden die bestmögliche Instandhaltung des Sportrasens. Einerseits sind es die begrenzten, finanziellen Mittel und andererseits wirkt die hohe Auslastung der Sportanlagen. Ein übergeordneter Punkt, der nicht beeinflussbar ist, entsteht durch das Wetter – nur bei geeigneter Witterungslage erreichen gewisse Arbeiten die gewünschte Effizienz (z.B. Striegeln bei feuchter Witterung).
Zwei dieser Einflussgrößen lassen sich durch geschickte Planungen optimieren:
- Verlagerung von Nutzungseinheiten während der Regenerationsphase
- Antragstellung von Fördergeldern bei der kommunalen bzw. öffentlichen und Verbands-Sportverwaltung.
Auswirkung von Minimierung der Pflege
Vernachlässigt man die Pflege, reduziert diese auf ein Minimum oder stellt die Pflege der Anlage im Gesamten ein, so wirkt sich diese Entscheidung auf sämtliche Platzeigenschaften aus. Reduziert man die Anzahl der Mähgänge mit dem Ziel, Arbeitskraft, Entsorgungskosten, Wasser und Dünger zu sparen, darf man nicht unberücksichtigt lassen, dass es für die Mahd ein optimales Zeitfenster gibt.
Dies ergibt sich aus Schnitthöhe, Witterung, Temperatur, Equipment und Know-how. Wächst der Halm zu lang und man will diesen auf die übliche Spiel-Schnitthöhe reduzieren, kann der Rasen eine hellgrüne bis gelbliche Färbung aufweisen und damit nährstoffunterversorgt wirken. Durch die Mahd kommen die Sonnenstrahlen direkt an die Basis und können diese verbrennen. Das lange Gras ist deutlich feuchter und schwerer und kann Probleme bei der Absaugung verursachen.
Projekt-Beispiel
An einer beispielhaften Anlage war es uns möglich, die Auswirkungen der Pflege-Einstellung und Reduktion mitzuverfolgen. Die Anlage wurde vor über zwanzig Jahren von einem Tennen Platz in einen Rasensportplatz mit integrierter Versenkbergung umgebaut und vom Verein und der Kommune in Eigenleistung gepflegt und instandgehalten. Mit dem Corona-Lockdown kam das „Aus“ für die Pflege und die Fußballabteilung. Pflegemaßnahmen wurden bis auf die Mahd (zweimal im Jahr) komplett eingestellt.
Ergebnis der Einstellung aller Pflegemaßnahmen
- Verdrängung der gewünschten Rasenzusammensetzung durch Wiesenkräuter,
- Bildung einer ca. 30 mm starken organischen Filzschicht,
- Erhöhte Population von Wühlmäusen,
- Starke Verringerung der Ebenheit der Spieloberfläche,
- Versenkregnerköpfe defekt und nicht einsatzbereit,
- Geringe bis keine Scherfestigkeit der Rasenarbe,
- Entstehung von Staunässebereichen.
Verlust der Funktionalität
Die Vernachlässigung der Sportplatzpflege führte zum Verlust aller erforderlichen Parameter einer funktionsfähigen Rasensportanlage. Um die gewünschten Parameter wieder herzustellen, ist eine grundlegende Sanierung der Rasennarbe notwendig – dies ist nur mit einem hohen Invest und einer enormen Leistung von Arbeitskraft umsetzbar.
Die Maßnahme beginnt mit der Reduktion der krautigen Filzschicht bis in die funktionsfähige Rasentragschicht. Die Rasentragschicht muss wieder auf das Niveau von 12 cm Stärke hergestellt werden – hier empfiehlt sich die Rasentragschicht und die Ergänzungsstoffe in einem Bodenlabor auf die Parameter der DIN 18035-4 prüfen und eine entsprechende Rezeptur berechnen zu lassen. Nach der Ergänzung des Substrats erfolgen spezielle Verzahnungs- und Lockerungsmaßnahmen mit einer abschließenden Neueinsaat des Typs RSM 3.1.
Bewertung des Einsparungspotenzials
Bis zur „Wiederinbetriebnahme“ vergehen nun etwa 12 Wochen mit der Fertigstellungspflege. Hier wurde regelmäßig gemäht (8 bis 10 Mähgänge in Teilen per Hand), mindestens eine Düngung vorgenommen und regelmäßige Beregnung nach Vorgaben der „Neueinsaat“ durchgeführt.
Nach der Fertigstellungspflege darf der Platz nicht zu 100 Prozent belastet werden. Hier gilt eine Steigerung der Nutzungsintensität über mehrere Wochen in Kombination mit weiteren Düngegaben und spezifischen Pflegemaßnahmen, wie Aerifizieren und Nachsaaten zur Optimierung der Rasennarbe.
Ermittelt man die Kosten der Sanierungsmaßnahme von Beginn bis Ende der Fertigstellungspflege sowie die Ausfallzeiten während der Maßnahme bis zur finalen Steigerung der Belastbarkeit und stellt die eingesparten Kosten aus Pflege-Reduzierung und Nutzungsminderung dem gegenüber, so sollte unter Berücksichtigung der Nachhaltig das mögliche Einsparungspotenzial bewertet werden.
Ein sachgerechter Jahres-Pflegeplan kann die Notwendigkeit der oben beschriebenen, kostenintensiven Vorgehensweise minimieren oder deren Frequenz stark verringern.